Edelsteinschleifer Alexander Kreis wuchs in Niederwörresbach bei Idar-Oberstein im elterlichen Betrieb mit Edelsteinen und Preziosen auf. Nach dem Abitur 2006 und einer Ausbildung zum Gemmologen (DgemG) 2007, begann er eine Ausbildung zum Lapidär (Edelsteinschleifer) mit Schwerpunkt feines Facettenschleifen bei der Firma Albert Engel in Tiefenstein, die er 2009 bereits höchst erfolgreich abschloss. Seit 2009 ist er als Edelsteinschleifer im Familienunternehmen KREIS JEWELLERY tätig und geht dort seiner Passion nach, Edelsteine zu gestalten. Die eigens von ihm entwickelten Kreisschliffe sprechen eine eigene Sprache der Schönheit, die kulturübergeifend verständlich ist. Im Interview mit Professional Jeweller Germany spricht Alexander Kreis über seine Leidenschaft Edelsteine zu gestalten, die Faszination des Berufs und einen ganz besonderen Moment in seinem Leben.
PJG: „Warum wolltest Du unbedingt Edelsteinschleifer werden und was macht für Dich die Faszination dieses Berufes aus?“
Alexander Kreis: „Als Kind bin ich mit Edelsteinen groß geworden und war umgeben von glitzernden Preziosen und einem funkelnden Farbenmeer. Mein Vater reiste viel, er war in Afrika, Brasilien, usw. unterwegs und brachte Rohkristalle mit nach Hause. Bei uns daheim konnte ich verfolgen, wie die Verwandlung von Rohsteinen in glitzernde Lichtspiele geschah.
Aufgrund dieser Faszination beschloss ich nach dem Abitur, dass ich Edelsteinschleifer werden will. Da meine Mutter Juwelengoldschmiedin ist, wurde aber entschieden, dass ich vorher auch in diesem Bereich ein Praktikum machen sollte, damit ich mir mit meiner Berufswahl auch wirklich sicher bin. Daher machte ich in Essen bei einem Onkel ein Goldschmiedepraktikum. Hierbei war mir aber zu viel Edelmetall im Spiel. Der Stein an sich zieht mich einfach in seinen Bann – daher war ich mir mit der Berufswahl absolut sicher.
Ein weiterer Grund für meine Berufswahl: Die Liebe zum Reisen. Mein Vater reiste immer, um Rohsteine zu kaufen und die geschliffene Ware wieder anzubieten, genauso wie die Schmuckstücke meiner Mutter. Dank meines Berufes kann ich viel auf Reisen sein und andere Länder und Kulturen entdecken und näher kennenlernen.
An meinem Beruf reizt mich, dass ich mit den eigenen Kreisschliffen, die ich mache, eine unglaubliche Freiheit in der Gestaltung habe und mit Hilfe meines Gefühls für Schönheit die Seele eines jeden Steins herausarbeiten kann. Bei der Arbeit stellt sich daher für mich ein absolutes Glücksgefühl ein.“
PJG: „Du arbeitest viel mit eigenen Schliff-Kreationen. Was macht für Dich den besonderen Reiz aus?“
AK: „Den Reiz macht für mich meine Liebe zur Schönheit aus und vor allem, wie oben bereits erwähnt, das Gefühl der Freiheit der Gestaltung zu genießen. Mit meinem Schliff gebe ich dem Stein die innere und äußere Schönheit, die er verdient. Wie ein Künstler kann ich beispielsweise Farbverläufe im Stein besser herausarbeiten oder mischen. So hat der Oregon Sunstone, den ich oft schleife, Farbzentren oder zeigt unterschiedliche Farben in verschieden Richtungen. Nur mit meinem Kreisschliff kann ich diese ganz speziell herausarbeiten. Es gibt auch Oregon Sunstone mit eingelagerten Kupferplättchen, die tolle Muster bilden. Diese „Kunst der Natur“ erinnert mich an Gemälde; diese arbeite ich mit meinem Schliff heraus und verbinde sie mit meinem Gefühl für Schönheit. So verwandle ich den Stein in ein faszinierendes Lichtspiel.“
„An meinem Beruf reizt mich, dass ich mit den eigenen Kreisschliffen, die ich mache, eine unglaubliche Freiheit in der Gestaltung habe und mit Hilfe meines Gefühls für Schönheit die Seele eines jeden Steins herausarbeiten kann. Bei der Arbeit stellt sich daher für mich ein absolutes Glücksgefühl ein.“ – Alexander Kreis, Edelsteinschleifer
PJG: „Hast Du einen Lieblingsedelstein und wenn ja, welcher?“
AK: „Einen persönlichen Lieblingsstein habe ich nicht. Denn für mich hat jeder Stein, den ich auswähle, eine eigene Schönheit für sich – ich liebe es mit dieser Schönheit zu spielen. Wie Du gemerkt hast, bin ich ein Fan des Oregon Sunstone. Nicht nur nicht kann ich mit dem Schliff Farbzentren betonen oder Farbnuancen herausarbeiten, sondern – je nach Schliff – haben dessen Reflektionen den Effekt, dass diese an Nordlichter erinnern. Ein faszinierendes Lichtspiel. Daneben zeigt er „Gemälde der Natur“ in Form eingelagerter Kupferplättchenmuster, die zusammen mit meinem Gefühl für Schönheit etwas ganz Neues ergeben. Der Oregon Sunstone ist damit ein Stein, der mir sehr viele Möglichkeiten bei der Arbeit bietet. Weitere Edelsteine, die ich sehr ansprechend finde, sind Tansanite und Turmaline.
Wichtig ist mir bei den hier genannten und bei allen Edelsteinen, dass ich immer mit den höchsten Qualitäten arbeite. Das ist ein ganz wichtiges Kriterium für meine Arbeit, das sich nicht subsituieren lässt. Habe ich früher in meinen Anfangsjahren hauptsächlich Quarze oder Topase geschliffen, so hat sich mein Fokus mittlerweile stark gewandelt. Heute suche ich immer nach den seltensten, farbintensivsten und schönsten Edelsteinen hinsichtlich der Qualität. Es geht mir darum, bleibende Werte zu schaffen, die von Generation zu Generation weitervererbt werden können.“
PJG: „Gibt es einen einzigartigen Edelstein oder ein spezielles Erlebnis, der bzw. das Dir immer im Gedächtnis bleiben wird?“
AK: „Das prägendste Erlebnis meiner bisherigen Laufbahn war, als ich zum ersten Mal die Imperial Flame als Rohstein in Händen gehalten und begutachtet habe. Imperial Topase sind sehr selten rein und ich war gespannt, was die Begutachtung ergeben würde. Begutachtungen führe ich generell immer in einem abgedunkelten Raum durch und leuchte mit einer Lampe in den Stein. Als ich die Lampe an die Imperial Flame gehalten habe, sah ich eine Farbexplosion in Rot-, Orange- und Gelbtönen. Gleichzeitig erkannte ich, dass es sich um ein absolut sauberes Stück handelte. Die Erkenntnis, dass ich ein Jahrhundertstück in Händen halte, das einem nur einmal im Leben begegnet, war ein absoluter Gänsehautmoment, den ich nie vergessen werde.“
PJG: „Hast Du evtl. einen persönlichen Tipp an junge Menschen, die über eine Ausbildung im Bereich Edelsteinschleiferei nachdenken?“
AK: „Die Edelsteinschleiferei ist ein unglaublich schönes Handwerk und mittlerweile hat sich einiges gewandelt. War dieses Handwerk früher beispielsweise nicht so gut bezahlt, so ist es heute realtiv lohnenswert und sehr ansprechende Gehälter sind möglich. Ein Beruf bei dem man Schönes schafft und von schönen Dingen umgeben ist. Als Angestellter in einem Betrieb kann man sich eine solide Basis aufbauen und bis zum Meister weiterentwickeln. Daneben eröffnet sich auch immer die Möglichkeit einer Selbstständigkeit, die großes Potenzial für die eigene Selbstverwirklichung bietet.
Gleichzeitig bietet der Beruf auch die Möglichkeit zu Reisen und andere Kulturen kennenzulernen. Als Edelsteinschleifer haben junge Leute die Möglichkeit die Welt zu entdecken, Schönes zu schaffen und sich selbst auszuprobieren.“
PJG: „Auf was freust Du Dich persönlich zum Jahresende hin?“
AK: „An sich freue ich mich tagtäglich auf alles, was ich tue und erleben darf. Ganz besonders freue ich mich aber, dass die Imperial Flame das Hauptexponat in einer Sonderausstellung im Perot Museum of Nature and Science in Dallas, Texas sein wird. Zur Ausstellungseröffnung bin ich eingeladen und darf ein paar Worte zu diesem Stück sagen. Eine Ehre für mich, die von der Wertschätzung und dem Respekt für meine Arbeit zeugt. Daher freue ich mich ganz besonders auf diese Veranstaltung.“