Über diese und weitere Fragen, die das Potenzial der Inhorgenta betreffen, hat sich Guido Grohmann (Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e. V. (BVSU)) im Nachgang seine Gedanken gemacht. Das Ergebnis ist viel Lob, aber auch ein paar Wünsche und Träume sind darunter.
Ich schreibe es gleich zu Beginn, damit die Zielrichtung dieser Kolumne klar wird:
„Die Inhorgenta ist die schönste und beste Messe unserer Branche. Weltweit! Punkt.“
– Guido Grohmann
Meinen ersten persönlichen Messebesuch auf der Inhorgenta erlebte ich im Jahr 2007, ein Jahr später war ich zum ersten Mal als Aussteller vor Ort.
Ich stellte mit meinem Unternehmen in der Uhrenhalle A1 aus, an einem strategisch sehr günstigen Platz in der Halle, direkt rechter Hand neben dem Infopoint und den Toiletten und direkt am Gang in Richtung Halle A2.
Viel besser geht es eigentlich nicht.
Auch war ich komplett begeistert von der Betreuung durch die Messe. Schon am Aufbautag schaute die Hallenverantwortliche bei uns vorbei und fragte, ob alles nach unseren Vorstellungen wäre. An den folgenden vier Messetagen kam sie immer wieder und erkundigte sich nach dem werten Befinden und ob wir als Aussteller Unterstützung benötigen würden.
Ich war baff.
Damals dachte ich, dass es sich einfach um eine besonders motivierte Person handelt. Heute weiß ich, dass dies der gelebte Spirit und das Dienstleistungsverständnis des Inhorgenta Teams und der Messe München ist.
„Was vielleicht selbstverständlich klingt, ist mir in dieser Art und Weise noch auf keiner anderen Messe begegnet.“
– Guido Grohmann
Es war einfach ein bisschen besser als normal. Und das trifft bis heute auch auf viele andere Bereiche der Messe zu.
Nehmen Sie beispielsweise die Dekoration und Gestaltung der Hallengänge. Das finden Sie in dieser Ästhetik einfach auf keiner anderen Schmuckmesse. Es hilft enorm die schönen Preziosen der Aussteller in das richtige Licht zu rücken.
Während es vom allgemeinen Ambiente her auf manch anderen Messen keinen Unterschied machen würde, ob Schmuck, Elektronikartikel oder Spielwaren in den Auslagen zur Geltung kommen, so präsentiert sich die Inhorgenta von Anfang bis Ende mit einer Ästhetik und Strahlkraft, die den ausgestellten Produkten mehr als gerecht wird.
Oder nehmen Sie den Inhorgenta Award als Beispiel. Wer ihn in den letzten Jahren erlebt hat, weiß, dass es eine solche Veranstaltung in unserer Branche kein zweites Mal gibt, weder national noch international.
„Die Veranstaltung ist fast schon bombastisch, und es ist definitiv schade, dass sie im Jahr nur von circa 500 Gästen live erlebt werden kann.“
– Guido Grohmann
Die Inhorgenta kann noch viel mehr; das bis hier geschriebene ist nur ein kleiner Querschnitt ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Und aller Lobhudelei zum Trotz gibt es sicherlich auch Kritikpunkte, die man aufführen könnte.
Gerade in diesem Jubiläumsjahr gab es auch Änderungen am Konzept, allen voran die teilweise Umstrukturierung der Hallen, die mit Sicherheit nicht nur Freude bei Ausstellern und Besuchern hinterlassen hat.
Auch die Frage, ob Endverbraucher in Zukunft auf die Messe kommen dürfen, schwebt jedes Jahr im Raum und wird diskutiert. Die Diskussion um diese Frage gehört fast schon zur Inhorgenta wie die Isar zu München.
Nun ist die Messelandschaft im Allgemeinen und auch in unserer Schmuck-, Uhren- und Edelsteinbranche im Umbruch.
„Nach dem fast schon schildbürgerhaft gewählten Freitod der Baselworld und den Auswirkungen der Covid-Pandemie auf die Branchenmessen sind die Wogen noch nicht geglättet.“
– Guido Grohmann
Bei vielen potenziellen Ausstellern stehen so gut wie alle Messen auf dem Prüfstand. Sowohl Aussteller als auch Besucher reduzieren die Anzahl der besuchten Messen im Vergleich zur Zeit vor Corona.
Für die Teilnehmer geht ganz klar Qualität vor Quantität. Und vor diesem Hintergrund ist mir nach vier Tagen Inhorgenta im Jahr 2024 eines noch viel klarer geworden. Ich hatte es vorher schon wahrgenommen, nun sehe ich das Bild aber sonnenklar vor meinem geistigen Auge: Die Inhorgenta hat noch sehr viel mehr Potenzial.
„Die Inhorgenta hat theoretisch ganz eindeutig das Potenzial, die weltweit bedeutendste Messe für unsere Branche zu werden.“
– Guido Grohmann
Im Vergleich zu allen anderen Schmuck- und Uhrenmessen auf der Welt hat sie das beste und modernste Messegelände; das Land Bayern und die Stadt München bieten die beste Infrastruktur mit dem internationalen Flughafen, Nah- und Fernverkehr und der Anbindung ans Messegelände; auch die Hotelinfrastruktur wird höchstens noch von der in Hong Kong übertroffen.
Nicht zu vergessen das auf der Welt sehr beliebte bayrische Flair und die Freizeitangebote der Stadt München, für Messebesucher insbesondere das gastronomische Angebot und das Nachtleben.
Gepaart mit der professionellen Organisation der Messe München hat die Inhorgenta in der Summe das Potenzial für den ersten Messeplatz in unserer Branche, parallel zu einer Watches & Wonders in Genf, die bei den in Genf ansässigen, großen Schweizer Uhrenmarken über Jahrzehnte gesetzt sein wird.
„Das potenzielle Gesamtpaket der Inhorgenta ist dennoch unschlagbar.“ Guido Grohmann
Doch will man das überhaupt? Ist dies ein strategisches Ziel der Messe München?
Möchten die ausstellenden Bestandskunden das?
Möchte das bestehende Publikum der zumeist deutschsprachigen und europäischen Juweliere sich in Zukunft mit weltweiten Einkäufern um die besten Vorlagetermine streiten?
Das ohne Zweifel vorhandene Potenzial teilweise oder voll auszuschöpfen wäre zunächst einmal eine strategische Entscheidung der Messe München, bei der viele Überlegungen eine Rolle spielen würden.
Investitionen und Risiko müssten abgewägt werden. Es müssten Entscheidungen getroffen werden, die weitreichende Auswirkungen auf alle möglichen Bereiche hätten.
„Anfangen müsste man beispielsweise beim Messetermin, denn der heutige macht eine groß angelegte Internationalisierung schwierig bis unmöglich.“
– Guido Grohmann
Die großen internationalen Einkäufer kommen teilweise im Januar zur Vicenzaoro nach Italien, alle kommen sie zur Watches & Wonders Ende März/Anfang April nach Genf.
Aber so gut wie keiner, der interkontinental anreist, kommt noch zu einem dritten Termin Mitte bis Ende Februar erneut nach Europa, um sich die Inhorgenta in München anzuschauen.
Doch damit steht man vor einem klassischen „Henne-Ei-Problem“. Will man große internationale Aussteller auf der Messe, braucht man das große, internationale Publikum. Und das kommt eventuell im Januar, sicher im April, aber ganz sicher nicht im Februar. Auch nicht, wenn man Ihnen Flugticket und Hotel zahlen würde.
„Um eine Flächenwirkung bei der internationalen Presse zu erzielen, wäre es wahrscheinlich notwendig, die Messe zumindest teilweise auch für Endverbraucher zu öffnen.“
– Guido Grohmann
Viele Bestandskunden und Juweliere sind allerdings aus guten Gründen dagegen. Eine auf der Hand liegende Lösung wäre eine Parallelveranstaltung direkt auf dem Messegelände, zum Beispiel im direkt neben dem Eingang West befindlichen Kongresszentrum der Messe München.
Das müsste jedoch zum Messetermin zugänglich sein, und das Betreiben einer solchen Veranstaltung in dieser Location wäre mit hohen Kosten verbunden.
Die Anziehungskraft auf internationale Marken wäre jedoch meiner Meinung nach groß. Und es wäre eine clevere „Einstiegsdroge“ für diese Marken, nach einigen Jahren vielleicht doch auch die weiterhin für Fachbesucher exklusiv gehaltenen Messehallen auszuprobieren.
Stellen Sie sich vor, ein Inhorgenta Award würde dann nicht in einer Location in der Innenstadt vor 500 Gästen stattfinden, sondern direkt nach Messeschluss, in einer der angrenzenden Messehallen vor dem gesamten Messepublikum des Samstags.
Der Anreiz mit seinem Produkt einen Preis zu gewinnen, würde exponentiell nach oben schnellen und die Berichterstattung in der Presse würde ebenso durch die Decke gehen.
Nebenbei bemerkt würde es die Münchner Sicherheitskonferenz sehr viel schwerer haben, dem Award Steine in den Weg zu legen, durch Absperrung von ganzen Straßenzügen in der Innenstadt, zur exklusiven Nutzung durch diverse Regierungsoberhäupter.
Jetzt noch ein wenig mehr bayrisches Flair in den schön gestalteten, aber tagsüber recht leeren Eingangsbereich und wir hätten eine Messe, die eine ganz andere Anziehungskraft entwickeln würde als die, die sie heute schon hat.
Um es deutlich zu sagen.
„Ich schreibe hier weder in Absprache noch im Namen der Messe München. Ich bin nur ein Vertreter der Industrie unserer deutschen Branche, der laut (vielleicht zu laut) denkt.“
– Guido Grohmann
Und ich bin derselbe Mensch, der bereits am Anfang des Artikels geschrieben hat, dass er die Inhorgenta schon heute für die schönste Messe unserer Branche hält.
Aber man wird ja mal laut denken und schwärmen dürfen. Danke, dass Sie es bis hierhin geschafft und gelesen haben.
Vielleicht träumen Sie ja ein wenig mit.
Ich persönlich wünsche dem CEO der Messe München Stefan Rummel, der Projektleiterin Stefanie Mändlein und dem gesamten Team der Inhorgenta, dass ihre Messe auch in der Zukunft blüht und gedeiht.
Unsere gesamte deutsche Schmuck-, Uhren- und Edelsteinbranche profitiert heute schon und in der Zukunft mehr von dieser Messe, als uns manchmal vielleicht bewusst ist.